Ich beschreibe hier zunächst eine Vorgehensweise, um die Umsatzdaten des Multi-Cash-Terminals auszuwerten:
Es gibt eine branchenübliche VDAI-Schnittstelle, an die ein passender VDAI-Drucker angeschlossen wird. Üblicherweise werden dann die Daten auf einem langen Thermopapierstreifen ausgegeben und wahlweise auch gespeichert, um sie am PC weiterverarbeiten zu können. Eine Weiterverarbeitung schließt der Hersteller jedoch in diesem Fall aus, weil 'über das VDAI-Protokoll keine Blöcke in der Größe, wie sie von diesem System ausgegeben werden, verarbeitet werden können'. (Das VDAI-Protokoll ist Standard seit den späten Siebzigern des vorigen Jahrhunderts, und vieleicht etwas antiquiert, aber sehr zuverlässig, wenn man es anbieterseitig zu nutzen weiß. Andere Hersteller sind außerdem erwiesenermaßen in der Lage, Datenmengen, die mehr als zwei Papierrollen des Druckers füllen, fehlerfrei hintereinander auszugeben und auch abzuspeichern.) Obige Aussage klingt daher für mich wie "Unsere ansonsten innovative neue Lok passt nicht auf die Gleise, weil die Schienen zu weit auseinander sind".
OK, beschränken wir uns also auf das Ausdrucken; wenn ich die Daten weiterverarbeiten will, kann ich sie ja immer noch abtippen. Der Drucker spuckt auch erwartungsgemäß Papier aus, stoppt dann aber irgendwann mit einer Fehlermeldung und auf dem Display des Wechslers steht die Frage, 'ob der Ausdruck in Ordnung sei'. Hmm. Offensichtlich nicht, denn sonst hätte der Drucker ja nicht gemosert. Beim nächsten und übernächsten Druckversuch kommt allerdings jedesmal dieselbe Fehlermeldung. Folglich ist mit der obigen Frage vermutlich garnicht gemeint, ob das Druckprotokoll fehlerfrei abgeschlossen wurde, sondern ob überhaupt irgendwelche lesbaren Daten rausgekommen sind. OK, bis auf die Tatsache, daß die Umlaute nicht von ANSI nach ASCII gewandelt wurden, scheint das lesbar. Zumindest ist es ein guter Behelf und die Umwandlungsfehler kann ich ja beim Abtippen korrigieren.
Aber da war ja noch die (vom Hersteller) vielgepriesene Möglichkeit, den Kram auf dem 'Windows-Drucker' auszugeben, wenn ich die Daten des Wechslers auf der zugehörigen heimischen PC-Software auswerte. Dazu muß ich die auf dem Multi-Cash-Terminal laufende Software beenden (außer ich will nicht die aktuellen Daten, sondern die, die das Gerät vorher irgendwann mal abgespeichert hat), hinein kriechen und hinten unten einen USB-Stick in den PC fummeln. Auf dem danach erscheinenden Windows-Eplorerfenster hangele ich mich dann per Touchscreen ins richtige Verzeichnis und hole mir per copy'n'paste zwei Datenbanken auf den Stick. (Andere Hersteller spendieren dafür einen Menüpunkt 'Daten übertragen'.) Den USB-Anschluß per Verlängerung an eine leichter zugängliche Stelle zu verlegen, würde vermutlich die Herstellungskosten unverhältnismäßig in die Höhe treiben.
Nach dem Wiederhochfahren der Wechslersoftware sind die bis dato am Multi-Cash-Terminal angemeldet gewesenen Mitarbeiter mal abgemeldet, mal nicht, das scheint von der Mondphase abzuhängen und ist noch nicht ausreichend erforscht. Es führt aber jedenfalls die (vom Hersteller) vielgepriesene Mitarbeiter- und Arbeitszeiterfassung so ziemlich ad absurdum. Vermeiden kann ich das Herunterfahren, indem ich die implementierte Fernübertragung nutze (so ich denn risikofreudig genug bin, das Gerät an das öffentliche Telefonnetz anzuschließen, aber diesem Thema gebührt ein separates Kapitel). Damit kann ich in ca. 10 Minuten die benötigten Datenbänke über ISDN auf meinen PC holen; aber nur, wenn ich Kanalbündelung nutze. Ansonsten dauerts doppelt so lang, dafür wäre ich allerdings während der Übertragungszeit telefonisch noch erreichbar. Auf jeden Fall habe ich danach wieder nicht die Daten von dem Zeitpunkt, als ich am Gerät war, außer ich wohne am Aufstellplatz. [Nachtrag: Der Hersteller schreibt jetzt vor, daß angemeldete Mitarbeiter sich vor dem Herunterfahren des Systems ab- und nach Hochfahren wieder anmelden müssen! Das gibt bestimmt lustige Arbeitszeit-Listen. - Fehlerbehebung durch Fehlerumgehung! Aber dafür verursacht diese Lösung lediglich dem Endanwender Aufwand; ein Zurückschreiben und Wiedereinlesen des Anmeldezustands würde ausschließlich dem Hersteller Arbeit verursachen. Das passt aber offensichtlich nicht in die Firmenphilosophie, wie in den anderen Kapiteln meines Erlebnisberichts vieleicht noch klarer werden wird]
'Windows-Drucker' heißt übrigens nichts anderes, als daß vom PC-Programm keine Druckerauswahl angeboten wird und unausweichlich auf den Standarddrucker ausgegeben wird. Wenn ich was anderes möchte, kann ich natürlich die Druckersteuerung öffnen und einen anderen Standdarddrucker bestimmen. Und danach nicht vergessen, wieder den ursprünglichen einzustellen. Innovation ohne Grenzen!
So, die Datenbänke befinden sich nun nach erneutem copy'n'paste auf meinem PC, die innovative MCT-Software läuft, und als erstes fällt auf, daß im Datenkopf für die Ausdrucke das aktuelle PC-Datum und die PC-Zeit steht und keineswegs der Zeitpunkt, wo die Daten erfasst wurden. Den kann man aber leicht herausfinden, indem man sich im Explorer das Änderungsdatum der Dateien auf dem USB-Stick anschaut. Kann man dann nachher im Ausdruck leicht mit Kugelschreiber korrigieren. [Nachtrag: Wurde angeblich inzwischen geändert und soll nach dem nächsten Update so sein, wie es logisch wäre. - Unter Shareware-Programmierern nennt man sowas gern 'Bananen-Software'. Reift beim Kunden!]
Die Kassendaten zu den einzelnen Mitarbeiterkonten fehlen in der Übersicht ebenfalls (der Grund ist noch nicht erforscht), an die kann man jedoch leicht herankommen, indem man nacheinander alle einzelnen Mitarbeiterkonten öffnet und die Einzelzahlungen mit dem Taschenrechner addiert bzw. subtrahiert. Beim Schließen eines Mitarbeiterkontos landet man nicht etwa in der Liste der Mitarbeiterkonten, sondern gleich wieder im Hauptmenue. Das hält den Klickfinger fit. Innovativ!
Jetzt aber wollen wir drucken! Das Ergebnis kommt fast komplett und fehlerfrei aus dem Windows-Standarddrucker, wie man hier sieht (ich stelle nur die erste Seite dar, die anderen sehen genauso aus. Bis auf die letzte, da kann naturgemäß unten keine dreiviertel Zeile fehlen):
Auf der rechten Seite ist viel freier Platz, wo ich meine Anmerkungen hinschreiben kann. Oder wenn ich rechts das unbedruckte Papier abschneide, gibt das prima Notizzettel. Hm, aber wenn ich die Ausdrucke abheften will, loche ich sie ja mitten in die ausgedruckten Daten? Man könnte sie kopfstehend abheften. Oder auf der rechten Seite lochen und 'siehe Rückseite' hinten drauf schreiben. Ich habs, ich schneide rechts nichts ab und notiere dort das, was in den Löchern vom Locher stand. Ich muß ja eh noch anhand der Summe der Ausgaben, die auf dem zweiten Blatt oben in der ersten Zeile steht, ausrechnen und aufschreiben, was auf dem ersten Blatt in der letzten Zeile gestanden hätte, die nicht komplett ausgedruckt wurde.
Es ist zum verrückt werden. Beim VDAI-Protokoll sind die Blöcke zu klein und beim DIN-A4 sind die Blätter zu kurz! - Wann werden endlich die Normen an dieses innovative Gerät angepasst?
Man kann jedoch mit etwas Mühe zu verwertbaren Daten ohne fehlende Zeilen kommen, die auch noch ansprechend aussehen, wenn man wie folgt vorgeht:
Man richtet als Standarddrucker einen Nurtext-Drucker ein und druckt in eine Datei. Wenn man diese dann mit dem Texteditor öffnet und dann auf Papier druckt, hat man schon mal einen Heftrand und keine verschwundenen Zeilen. Dann kann man sich noch die Mühe machen, mit einem geigneten Editor, der Spalten markieren kann, die schmale Druckspalte auf drei Spalten aufzuteilen, und das Ergebnis ist danach ungefähr so, wie ich es erwarten würde, wenn mir jemand vollmundig einen Ausdruck auf einem A4-Drucker anpreist. - Und wie er bei anderen, die VDAI-Daten drucken, seit Äonen üblich ist.
Man sieht auf dem Ausdruck übrigens, daß die Kassen der Mitarbeiter (die Namen sind geschwärzt) garnicht, und die Summen mit Null ausgegeben werden. Inwieweit man ansonsten den restlichen Daten trauen sollte, muß jeder für sich entscheiden. Ein weiteres Beispiel kreativer Datenverarbeitung ist hier zu finden.
Vieleicht fragt sich jetzt der eine oder andere, warum man einen solchen Aufwand treiben sollte, wenn man ein innovatives Multi-Cash-Terminal für viel Geld erworben hat, und warum es das eigentlich nicht selber kann. - Fragen Sie den Hersteller! [Nachtrag: Im Gespräch vom 16.11.06 hat der Hersteller erklärt, daß bei ihm problemlos dreispaltige Ausdrucke möglich sind, wenn er nur seinen Drucker (!) entsprechend konfiguriert, und damit - wenn auch vieleicht unbeabsichtigt - Vorgehensweisen wie die von mir beschriebene als einzig mögliche bestätigt. | Nachtrag zum Nachtrag: Seit dem Update am 11.12.06 kann das Ding dreispaltig drucken! Dafür kann es jetzt andere Sachen nicht mehr.]
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